Dommuseumsaussstellung zum letzten Mal zu sehen
Dommuseumsaussstellung zum letzten Mal zu sehen Blick in einen Ausstellungsraum des Dommuseum Das Dommuseum verabschiedet sich mit einer Finissage von der Jahresausstellung „Keine Frau. Nirgends“.
Startseite » Blog » Borkenkäfer und weitere Schädlinge fressen sich durch die Wälder
Ob 6- oder 12-zähnig – der Borkenkäfer und seine „Freunde“ reduzieren die Baumbestände auf städtischen und auf privaten Flächen
„In einem Waldstück im Revier Altstadt, an der Gemarkungsgrenze Tieckow, zeichnet sich ein größeres Borkenkäferproblem an Kiefern ab. Eine Fläche von ca. 10 Hektar ist betroffen,“
meldete im Juni Forstwesen-Leiter Thomas Meier der Stadtführung und signalisierte, sich fachliche Unterstützung zu holen. Zumal auch Bäume ohne erkennbaren Befall lichte Kronen aufweisen oder gar absterben. Da nicht auszuschließen war, dass weitere Schädlinge über Brandenburger Bäume herfallen und es sich folglich um eine komplexe Schadsituation handelt, wandte sich der Stadtforst zusammen mit dem Forstamt Potsdam Mittelmark an das Landeskompetenzzentrum Forst in Eberswalde. Das entsandte Dr. Kati Hielscher, Expertin für Waldschäden, um den betroffenen Bestand gemeinsam in Augenschein zu nehmen.
Ausgestattet mit Schäleisen, Probenröhrchen, Lupe, Fällkeil und Kettensäge trafen sich Dr. Hielscher und Karin Heintz (Vize-Forstamtsleiterin Potsdam-Mittelmark), Forstamts-Revierleiter Alexander Böttiger sowie Stephan Senk und Thomas Meier vom heimischen Forstwesen im auffälligen Waldstück, um den kranken Bäumen unter die Rinde zu schauen – und zwar bis hoch zur lichten Krone, was manch Probefällung voraussetzte. Ziel: Ursachen der Schäden eruieren und Maßnahmen ableiten.
Drei Stunden dauerte die Waldbegehung, die beizeiten offenbarte:
„Sie haben es hier mit einem ganzen Zoo zu tun,“
so Dr. Kati Hielscher. Neben dem Kleinen Waldgärtner, der zu den Rüsselkäfern aus der Unterfamilie der Borkenkäfer zählt, fand sie auch den Kiefernrüssler, wie auch den Langhalsborkenkäfer, den Sechs- und auch zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer. Wobei dessen gezählte Zähne nichts mit Kauwerkzeugen zu tun haben, sondern sich an einer Wölbung am Hinterleib finden und dem Transport von Holzmehl dienen. Von diesen und weiteren Schädlingen nahm die Waldschäden-Expertin Proben zur exakten Bestimmung – auch zur Findung denkbarer Maßnahmen.
Borkenkäfer zählen, laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Brandenburg e. V., zu den
„gefährlichsten Schädlingen in der Forstwirtschaft. Gegen einen kleinen Befall der Borkenkäfer kann sich ein gesunder Baum erfolgreich wehren. Zu seinem Schutz produziert er verstärkt Baumharz und verhindert so das Eindringen des Schädlings durch die Rinde. Bei geschwächten Bäumen oder einem Befall durch zu viele Käfer funktioniert dieser Schutzmechanismus nicht mehr. Der Baum ist den Schädlingen ausgeliefert. Das Gefährliche aller Borkenkäferarten und deren Larven ist, dass sie verborgen unter der Rinde ihre Eier ablegen. Die schlüpfenden Larven fressen die wichtigsten Schichten, unter anderem das Wachstumsgewebe (Kambium), unter der Rinde und zerstören die Lebensadern des Baumes mit dem Saftfluss. Das führt zum Absterben des Baumes.“
Das passiere immer häufiger, da seit 2018 die Wälder verstärkt unter Trockenheit und Hitze leiden.
„Bei geschwächten Bäumen haben Schädlinge wie die Borkenkäfer leichtes Spiel und geben den Bäumen den Rest,“
weiß auch Stadtförster Thomas Meier. Ein guter Indikator für die schlechte Vitalität sei oft ein vermehrtes Vorkommen von Misteln, die sich als Parasiten im Kronenbereich einnisten und auch noch das letzte Wasser- und Nährstoffaufkommen rauben.
So bleibt den Forstfachleuten nur die Entnahme der schnell sterbenden Bäume, um zumindest einige Schädlinge loszuwerden und wenigstens noch den stabilen Holzkern vermarkten zu können. Das dient nicht zuletzt dem Schutz der gesunden Bäume wie auch der zweibeinigen Waldbesucher. Wobei Potsdam-Mittelmarks Vize-Forstamtsleiterin Karin Heintz nach den trockenen, schädlingsreichen Jahren stets zur Vorsicht mahnt:
„Wald-Besucher sollten die Bäume im Blick haben, an denen sie vorbei wollen. Und private Waldbesitzer sollten umso mehr auf ihren Bestand achten.“
Thomas Meier jedenfalls beobachtet den Stadtwald intensiv und will einem Vorurteil gern vorbeugen:
„Falls in den nächsten Wochen im Bereich Tieckow öfter mal Bäume entfernt werden, ist das dem Schädlingsbefall geschuldet und dient nicht der Baufeldfreimachung für in diesem Bereich angedachte, aber ohnehin noch nicht genehmigte Windräder.“
Langfristig bleibt, laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald,
„der Umbau von Nadelholzreinbeständen in laubholzreiche Mischbestände nicht nur eine Maßnahme gegen den Klimawandel, sondern auch die wichtigste mittel- bis langfristige Maßnahme gegen Massenvermehrungen,“
wie beispielsweise der Borkenkäfer.
Quelle: ©Stadt Brandenburg an der Havel / Th. Messerschmidt
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