Verlegung von Stolpersteinen für Angehörige der Familie Milewski

Vier Steine – vier Namen – vier Menschen." Die vier Stolpersteine sind vom Künstler Gunter Demnig gestaltet ©Stadtmuseum Brandenburg an der Havel

Im Jahr 2022 wurden die ersten vier von Künstler Gunter Demnig gestalteten Stolpersteine im Gedenken an jüdische Brandenburgerinnen und Brandenburger verlegt. Inzwischen sind weitere sechs Steine verlegt worden, in Erinnerung an jene Menschen, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, in die Flucht oder Selbstmord getrieben oder ermordet wurden. Und als ein Zeichen der Mahnung, das dies nie wieder geschehen darf.

Am Dienstag, dem 16. Juli 2024 wird mit vier weiteren Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig an eine weitere jüdische Familie erinnert: an Naftali Anton Milewski, an seine Frau Klara, die gemeinsame Tochter Rosa und an Helena Richter, Klaras Tochter aus erster Ehe.

Die Idee zur Verlegung von Stolpersteinen entstand aus einem Projekt von Schülerinnen und Schülern des Domgymnasiums, die in einer Projektwoche in der Begegnungsstätte Schloss Gollwitz dazu recherchierten. Sowohl das Projekt als auch die heutige Verlegung der Stolpersteine wurde umfassend vom Rotary Club Brandenburg/Havel finanziell unterstützt. Beteiligt war auch das Stadtmuseum. Es gelang, mit Elsa Lapidus, der Tochter von Helena Brück, geb. Richter sowie Rachel Eskin Fisher, einer Verwandten von Anton Milewski, beide in den USA, Kontakt aufzunehmen und nach Abschluss des Schülerprojektes eine Vielzahl von weiteren Dokumenten von ihnen zu bekommen, die hier bislang unbekannt waren. Sie verfolgen die Verlegung aus der Ferne, Elsa Lapidus hat ein Grußwort übermittelt.

Der Verlegeort der vier Stolpersteine liegt an der letzten freiwillig gewählten Wohnadresse von Milewskis vor der heutigen Adresse Sankt- Annen-Straße 14.

Wer gehörte zu Familie Milewski?

Naftali Anton Milewski, 1892 geboren, war ein Kaufmann mit einem Geschäft für Bekleidung. Bereits 1938 wurde Anton nach den Novemberpogromen ins KZ Dachau verschleppt, aus dem er jedoch nach einigen Monaten entlassen wurde. Nach der Zwangsversteigerung des Geschäftes der Familie zogen sie in die Neustädtische Heidestraße als Untermieter. Seine Frau Klara, geb. Fränkel, verh. Richter war zwei Jahre jünger als Anton. Antons und Klaras gemeinsame Tochter Rosa Milewski (geb. 1928) wurde von ihren Eltern nach Berlin geschickt, um dort in eine jüdische Schule gehen zu können. Als jüdisches Kind war ihr spätestens ab den Novemberpogromen 1938 der Besuch einer deutschen Schule vollständig verwehrt.

Anton und Klara gehörten zu den letzten Jüdinnen und Juden, die am 13.04.1942 in einem demütigenden Zug durch unsere Stadt zum Bahnhof gehen mussten, fotografiert vom Leiter der politischen Abteilung der Brandenburger Kriminalpolizei. Rosa musste in Berlin zu ihren Eltern steigen, der Transport brachte die drei in das Warschauer Ghetto. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt, wahrscheinlich wurden sie noch im Laufe des Jahres 1942 dort ermordet. Klaras Tochter aus erster Ehe, Helena Richter (geb. 1921) konnte im Dezember 1938 in die USA ausreisen. Helena heiratete später den ebenfalls deutschen Emigranten Max Brück. Sie hatten drei Kinder. Helena engagierte sich bis zu ihrem Tod 1991 für die jüdische Community in ihrer neuen Heimat.

Auch Rosa sollte in die USA ausreisen, dies gelang jedoch nicht, weil, wie Helenas Tochter Elsa Lapidus in einem Telefongespräch in diesem Frühjahr berichtete, Rosa aufgrund einer körperlichen Behinderung am linken Arm abgelehnt wurde.

Mit der Verlegung der Stolpersteine vor der letzten frei gewählten Wohnadresse, werden sich nicht nur Menschen am 16.07.2024 an diese Familie erinnern, sondern alle Menschen, die hier vorbeigehen, um die Inschrift zu lesen. Sie müssen dazu den Kopf neigen, um sich damit gleichzeitig vor dem Andenken von Anton, Klara und Rosa Milewski und Helene Richter Brueck zu verneigen.

Die Zeremonie zur Verlegung der vier Gedenksteine wird am Dienstag, 16. Juli 2024 um 12:00 Uhr vor dem Haus in Anwesenheit vom Beigeordneten Thomas Barz, der in Vertretung des Oberbürgermeisters ein Grußwort hält, vollzogen.

Quelle: ©Stadtmuseum Brandenburg an der Havel und Stadtverwaltung

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