Christel Lamour feierte am 18. Dezember im Kreise ihrer Lieben im Evangelischen Seniorenzentrum Wilhelmsdorf ihren 100. Geburtstag. Das hohe Alter steckt wohl in ihren Genen, denn ihre Mutter wurde 99, ihr Vater 103. Sie hat neben vier Kindern, acht Enkel und 13 Urenkel. Zu den ersten Gratulanten mit Blumenstrauß und Konfekt gehörte Oberbürgermeister Steffen Scheller, der mit den Worten begrüßt wurde:
„Sie kommen mir bekannt vor!“
Darauf wurde mit einem Gläschen Sekt angestoßen und über die bewegende Vergangenheit gesprochen. Die Schreiben vom Bundespräsidenten und Ministerpräsidenten will sie sich in Ruhe durchlesen.
Steffen Scheller sagte:
„Im Namen der Stadt Brandenburg an der Havel gratuliere ich Ihnen herzlich zu Ihrem 100. Geburtstag. Ein ganzes Jahrhundert voller Erlebnisse, Herausforderungen und unzähliger schöner Momente liegt hinter Ihnen. Für die kommenden Jahre wünsche ich Ihnen weiterhin Gesundheit, Freude und viele liebe Menschen an Ihrer Seite.“
Die Jubilarin wurde am 18. Dezember 1924 als Kind von Elisabeth und Wilhelm Stube im Elternhaus in der heutigen Karl-Liebknecht-Straße in der Neuendorfer Vorstadt geboren. Ihre Mutter betrieb ein Textilfachgeschäft. Sie erinnert sich noch an die Eröffnung der damaligen Jahrtausendbrücke im Jahr 1929 als sie als 5-Jährige mit ihrer Mutter mit dem Boot in einem Korso die Brücke unterquerte.
Nach ihrer Schulzeit in der damaligen Augusta-Schule (heutige Curie-Schule) wurde sie in den Arbeitsdienst eingezogen. Später heiratete sie den Internisten Dr. med. Dietrich Lamour, der im Städtischen Krankenhaus Brandenburg arbeitete. 1961 zogen die Lamours, die seit 1950 in der Hochstraße wohnten, nach Bad Belzig weil Dietrich eine Chefarztstelle im dortigen Kreiskrankenhaus antrat. Christel arbeitete dort als Angestellte in der Röntgenabteilung.
Nach dem Renteneintritt zog das Paar 1987 nach Wusterwitz, von wo aus der Strand am Wusterwitzer See nicht weit entfernt war. Die Unterstützung der Familie und von Freunden hatte immer einen hohen Stellenwert bei Lamours. 1995 starb der Ehemann. Langeweile kam auch als Rentnerin nie auf: Christel Lamour nähte und strickte für die ganze Familie und beschäftigte sich im Garten. Das geerntete Obst verarbeitete sie zu Marmelade. Der Geschirrspüler blieb meist ungenutzt, weil Christel Lamour am liebsten selbst abwusch. Wichtig ist ihr auch, das Licht auszumachen wenn man das Zimmer verlässt. Aufs Rauchen hat sie lebenslang verzichtet. Sie glaubt, dass sie vor allem so alt geworden ist, weil sie immer Jugend um sich herumhatte. Bis 90 ist sie auch noch ihren geliebten SKODA gefahren.
Bis im Juni 2024 lebte sie noch in ihrem Haus und machte ihren Haushalt weitestgehend alleine. Aber ein Sturz führte dazu, dass sie sich für den Umzug in das Seniorenheim entschied und das Haus ihrem Sohn überließ. Sie sieht auch hier immer noch gerne die Nachrichten. Über die aktuellen Kriege kann die 100-Jährige nur den Kopf schütteln:
„Warum können die Menschen nicht endlich vernünftig werden?“
Aus ihrer neuen Situation versucht sie das Beste zu machen. Mit ihrer Unterkunft ist sie sehr zufrieden:
„Im Haus Wilhelmsdorf gibt es sehr freundliche Mitarbeiter, die versuchen, alle Wünsche zu erfüllen.“
Zurückblickend auf ihr Leben sagt Christel Lamour:
„Ich war im Leben oft glücklich und es war nie eintönig, wenngleich es auch traurige Momente gab, die verarbeitet werden mussten. Meine Kinder hatten viele Freiheiten, mussten aber auch Regeln einhalten.
Quelle: © Stadt Brandenburg an der Havel / René Paul-Peters