Ausstellung „Was nun, Herr P.?“ zeigt ab 26. Oktober 2024 im Gotischen Haus mehr als 120 seiner Karikaturen
Paul Pribbernow steht ungern im Vordergrund, Nicht einmal, wenn er ein neues Buch veröffentlicht oder ihm eine Ausstellung gewidmet ist. Viel lieber lässt er seine Werke wirken – seit seiner ersten Ausstellung 1983 in der St. Gotthardtkirche. Als Karikaturist ist er deutschlandweit geachtet, doch wissen nur wenige Brandenburger, dass sie ihn zum Nachbarn haben. Als neuntes Kind einer Flüchtlingsfamilie wurde Paul Pribbernow 1947 in Holbeck bei Luckenwalde geboren. Das Revier um Brandenburg an der Havel wurde ihm und seinem Zwillingsbruder Wilhelm zur Heimat. Beide lernten in Wusterwitz den Beruf des Malers und wohnen im Amt Beetzsee – Wilhelm in Ketzür, Paul in Radewege.
Gelebt hat Paul Pribbernow von seiner Kunst nicht. Sie war ein Zubrot und sie ist Ausdruck seiner Gedanken- und Gefühlswelt. Seinen Broterwerb hatte Paul Pribbernow als Betriebshandwerker in einer Behinderteneinrichtung in Brandenburg an der Havel. Als Künstler war er Autodidakt, malte bereits als Jugendlicher und wurde während seines Grundwehrdienstes von seinem Freund Erhard Gottschalk, ebenfalls Jahrgang 1947, zum Karikieren überredet. Da Gottschalk 1970 Brandenburg an der Havel zu seiner Wahlheimat erklärte und in der evangelischen Kirche sehr aktiv war, ergab sich daraus auch Pribbernows erste Ausstellungsmöglichkeit. In der St. Gotthardtkirche zeigte er 1983 seine Frühwerke zu umwelt- und gesellschaftskritischen Themen; wenig später präsentierte er dort einen frischen Schwung Karikaturen. Sein Können und die Resonanz zu den Ausstellungen sprach sich schnell herum, was nicht nur die Fangemeinde wachsen ließ und ihm neue Chancen eröffnete. Man stellte ihn und einige seiner Karikaturen sogar in der Zeitschrift „Das Magazin“ vor und zählte ihn bald zum Kreis neuer satirischer Talente der DDR.
„Ich war wohl zu zweideutig, als dass mich die Staatsmacht hätte an den Pranger stellen wollen,“
vermutet der 76-Jährige. Er wurde sogar in die Sektionen Karikatur und Pressezeichnung des Verbandes Bildender Künstler der DDR aufgenommen. Er durfte an der Karikaturen-Biennale in Greiz teilnehmen und im Eulenspiegel-Verlag sein erstes Buch „Da bleibt kein Auge trocken“ veröffentlichen.
Auf die politische Wende folgte eine Auftragsflut, sodass er nun für den „Eulenspiegel“ (bis heute), für das Neue Deutschland, die Junge Welt, die Wochenpost und sogar für den Spiegel zeichnete. Aus einem Auftragswerk für die Zeitschrift „Unsere Jagd“ resultieren bis heute 14 muntere Jagd-Kalender,
„wobei ich im Herzen definitiv Angler bin,“
gesteht Paul Pribbernow. Wenn er nicht male, sei er gewiss auf dem Wasser, wobei es richtiger sogar andersrum sei. Dennoch widmete er erst 2006 mit „Thema Nummer 1 Angeln“ auch seinem Lieblingshobby sein erstes Buch.
Festlegen lassen hat sich der Karikaturist nie, er malt, was ihm in den Sinn kommt – ob nun politisch ambitioniert, ob Angler- oder Jägerlatein oder tief schwarzer Humor.
Das macht einmal mehr die Ausstellung „Was nun, Herr P.?“ deutlich, die am Samstag, 26. Oktober 2024, um 16:00 Uhr im Gotischen Haus, Johanniskirchplatz 4, eröffnet wird. Kuratiert von Erhard Gottschalk und Galerie-„Sonnensegel“-Vater Armin Schubert ist eine Ausstellung mit gut 120 Karikaturen in etwa 60 großformatigen Bilderrahmen entstanden. Gezeigt werden Werke aus allen Schaffensjahrzehnten – von der 1983er Ausstellung in St. Gotthardt bis zum frischen Eulenspiegel-Werk.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 30. November und somit über Paul Pribbernows 77. Geburtstag (am 11.11.) hinaus.
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 09:00 bis 15:00 Uhr, Freitag von 09:00 bis 12:00 Uhr sowie samstags von 14:00 bis 16:00 Uhr.
Quelle: ©Stadt Brandenburg an der Havel / Th. Messerschmidt